Dichtung und Minne:

 

Ja, auch Dichtung und Minne gehören zum Mittelalter, so wie Rüstung und Schwert.

Ich will ehrlich sein. Mir selbst sind Rüstung und Schwert deutlich näher als Gedichte und Lieder. Wäre es nicht fester Bestandteil dieser Zeit, hätte ich mich nicht damit beschäftigt.

Gleichwohl, es gehört dazu und im laufe der Zeit war auch ich gefordert, mir einige Zeilen einfallen zu lassen. In mancher Knappennacht bei der ich dabei sein durfte, war es eine der schwersten Aufgaben, ein Gedicht zu verfassen und es am folgenden Tage an der Tafel vorzutragen.

Dabei ist es vollkommen egal, ob die Zeilen gut oder schlecht geworden sind. Es geht um die Sache an sich. Um all das, was dabei in einem vorgeht. Sowohl beim Schreiben, als auch beim vortragen. Wer Zweifel daran hat, mag sowas gerne mal versuchen. Es ist meist gut gegen zu niederen Blutdruck.

Ich halte die Verse die mir selbst eingefallen sind, für nichts besonderes und habe auch lange überlegt, sie hier mit einzustellen. Für mich zumindest, war es nicht einfach und ich bewundere die Menschen, die sowas leicht zu Papier bringen.

 

Warum hier überhaupt Verse einstellen?

Einer der Autoren hat es so formuliert:

 

Was ist ein Bild wert, das in einem dunklen Schrank liegt. Es mag noch so schlecht sein, aber es ist zum Ansehen gemacht.

 

Inzwischen glaube ich, das er damit recht hat. Und so ist auch von mir hier was dabei.

 

Wer also folgendes liest, möge mit den Autoren entweder Gnade walten lassen und wenn es gar zu schlimm ist den Blick abwenden, oder die Zeilen einfach hinnehmen wie sie sind.

 

So es jemandem so zusagt, das er was davon Vortragen möchte, bitte ich vorher um eine Kontaktaufnahme, die ich an den Autor weiterleiten werde.

Ansonsten sollte so einem Ansinnen an sich nichts im Wege stehen.

Ein richtiger Barde wird wohl immer wissen wollen, was er da so vorträgt und was dahintersteckt. Zumindest wurde mir das von zwei solchen so erklärt.

 

 

Zu dem folgendem Gedicht gibt es auch eine Melodie und einen Refrain. Es kann also gesungen werden. Die Liedschrift wird noch nachgetragen.

 

 

Das Lager:

 

 

 

Dichter Nebel auf dem Tal

Noch scheint die Sonne kuehl und fahl

Bunt gefärbt so steht der Wald

So manche Nacht ist nun schon kalt

 

Nur langsam wird das Lager wach

Die Vögel singen auf dem Dach

Bald flackern erste Feuer auf

Und manches leckre braet darauf

 

Dann geht man an des Tages Ziel

Denn zu machen gibt es viel

Auch wird gelacht an jedem Tag

Ob Sonn, ob Regen gegeben sein mag

 

Am Waldesrand der Amboss klingt

Ein anderer den Pinsel schwingt

Der Räucherofen dampfend steht

Der Ton zum Brand ins Erdloch geht

 

Eifrig man das Holze hackt

Man Backwerk in den Ofen packt

Die eine eifrig Stoff vernaeht

Ein anderer den Vogel braet

 

Doch jeder Tag ein Ende hat

Vom Nachtmal werden alle satt

Und sitzt man Abends dann im Rund

Tut mancher auch Geschichten kund

 

So rennt die Zeit vor uns davon

Zu Ende ist das Lager schon

Und weil so schön es wieder war

So freut man sich aufs naechste Jahr

 

 

(gewidmet dem jährlichen Lager im Kammeltal zur Erstellung des Lagerbuches)

 

TvH

 

 

Eines Ritters Leid:

 

 

Oh Rittersmann, oh Rittersmann,

zieh deinem Herz die Rüstung an.

Damit der Stich nicht dorten ist,

wo du nur zu verwundbar bist.

 

Erzaehlen will ich von dem Schmerz,

den sich ein Streiter lud aufs Herz.

Noch ahnte er nicht was ihm bald geschah,

als er eine Dame das erste Mal sah.

 

Ihr Antlitz war so lieblich und klar,

Wie Sonnenschein ihr langes Haar.

Tief vertraut warn sie sich bald,

sie ward ihm im Leben ein fester Halt.

 

Und als Er geschlagen zum Rittersmann,

da legte sie ihm die Rüstung an.

Geweinet, gelacht, gezankt und gesungen,

so manche Hürde gemeinsam bezwungen.

 

Einen anderen liebte sie ganz und gar,

Zuweilen sie deswegen auch traurig war.

Doch seid gewarnt, es kommt der Tag,

Wo sich das Leben aendern mag.

  

Und eines Abends, wirkt sie muede und krank

Sie saßen auf eines Wirtshauses Bank.

Viel Leid war in ihr an jenem Tag,

ihr Kopf an seiner Schulter lag.

 

In dieser Stund, da ward ihm klar,

das es schon nicht mehr Verbundenheit war.

So hat er sie dann Heim gebracht,

und sich entfernt ganz leis und sacht.

 

Damit sie in Ruhe schlafen kann,

und auch ihr Leid vergessen dann.

Am Tag darauf wollt er es dann wagen,

Sein Herz zu oeffnen und es ihr zu sagen.

 

Nie war er so glücklich wie in jener Nacht.

Weh ihm, es hat ihm viel Leid gebracht.

Doch war er in Liebe hell entflammt,

Weit fern von ihm war jeder Verstand.

  

Wo vorher nur stille Liebe war,

war jetzt er verfallen mit Haut und Haar

Viel zu lange dauerte ihm dann,

bis das der naechste Tag begann.

 

Dann ward es Tag, und er nahm ihre Hand,

und sagte ihr, was sein Herz empfand.

Sie hoerte ihn still und in Ruhe an,

und blickte ihm tief in die Augen dann.

 

Sie sprach und es wurde kalt sein Herz,

und alles versank in dumpfem Schmerz.

Mein lieber Freund ich danke dir,

Das du im Kummer warst bei mir.

 

Doch trotz du mir nah wie kein anderer bist,

In meinem Herz keine Lieb fuer dich ist.

Bitte sei klug und sieh es ein,

und lass uns weiterhin verbunden sein.

 

So trat er zurueck und ließ sie gehen,

denn niemals wollt er sie leiden sehn.

Er zog hinaus in die weite Welt,

er suchte nicht mehr nach Macht und Geld.

 

Alleine zu finden sein ganzes Herz,

das ihm zerbrach in so großem Schmerz.

Doch für immer zerbrochen das bleibt es nie,

Jedoch wird er immer denken an sie.

 

Oh Rittersmann, oh Rittersmann,

zieh deinem Herz die Rüstung an.

Damit der Stich nicht dorten ist,

wo du nur zu verwundbar bist.

 

(Gewidmet der Dame die von der Geschichte weiß und niedergeschrieben in einer langen Nachtwache im Kerzenschein. Manches geht nie ganz vorbei.)

 

TvH

 

 

 

Das folgende beschreibt, wie es sich wirklich einmal zugetragen hat. So ich es weis ist zum Glück niemand zu Schaden gekommen, aber vergessen hat es keiner der dabei war.

 

Gewitter:

 

Wie Blei liegt Hitze auf dem Land

Schwer geht die Arbeit von der Hand

Mein Blick hinauf zum Himmel geht

Mein Herz und Sinn um Kühlung fleht

 

Oh wäre Kühlung eine Gunst

Die Sonne brennt wie Feuersbrunst

Doch was ist das, mich streift ein Wind

Ganz sacht, wie Damen Hände sind

 

Wie angenehm, das brennen weicht

Ganz kurz wird mir das Herze leicht

Doch seh ich jetzt zum Horizont

erblicke ich was dorten kommt

 

Gar furchtsam es so manchen macht

Dort kommt es wie zu frühe Nacht

Und nun hebt an ein starker Wind

Voll Aufregung die Menschen sind

 

Wie schweren Fuhrwerks Räder rollen

Hör ich von ferne Donner grollen

Auch Blitze schlagen dort schon ein

Das Wetter wird bald bei uns sein

 

Der stetig Wind wird jetzt zum Sturm

Es wächst empor der Wolken Turm

Jetzt kommt auch Regen wie ein Bach

und prasselt heftig auf das Dach

 

Ein Schrei, ein Krach, ein Zelt stürzt ein

Es wird heut nicht das letzte sein

Frau und Kind zur Burg jetzt hin

zu bleiben macht jetzt keinen Sinn

 

Es wirkt als wär's der Untergang

Der Elemente zorniger Gesang

Mir scheint als wollt es ewig Toben

Als würde es das Ende proben

 

Allmählich werden mir die Glieder schwach

Doch lässt es nicht schon langsam nach?

Ja, deutlich ruhiger wird es außen

Ich lass den Mast los, schau nach draußen

 

Ich schau mich um, das Lager liegt

Der Wind hat uns ganz leicht besiegt

Doch packen alsbald alle an

Jetzt heist es helfen wo man kann

 

Die Zelte stellt man wieder auf

facht Feuer an, legt Fleisch darauf

Und Abends ist der Schreck vergessen

Wenn man gemeinsam sitzt beim Essen.

 

 

(Es war ein schlimmer Nachmittag, und er hat so manches Zelt nicht wenig beschädigt. Es hat uns nie vergessen lassen, das letzten Endes die Natur stärker ist. Eine wahre Geschichte, die noch heute an den Lagerfeuern erzählt wird)

  

 

Manchmal begegnet man dem, oder der Richtigen, ganz unerwartet. So ist es wohl zu dem folgenden gekommen.

 

Im Morgenlicht:

 

 

Am frühen Morgen sah ich dich,

und es war als Träume ich,

umrahmt von güldnem Schein.

 

In einem langen weißen Kleid,

so fern von aller Wirklichkeit,

wie kann denn sowas sein.

 

So sanft und schön dein Anblick war,

welch Anmut, wie ein Engel gar,

die Lippen rot wie Wein.

 

Im Windhauch wehet langes Haar,

so seidig leicht und Wunderbar,

wie Seidenfäden fein.

 

Die Augen schön wie Sternenglanz,

ward ich gefangen voll und ganz,

ich wollt du wärest mein.

 

Ein Gruß von dir, ein einzig Wort,

und gingest weiter von mir fort,

da stand ich dann allein.

 

Nun bin ich hier und sehe dich,

und viele Menschen sind um mich,

du wirkst so Stolz und rein.

 

Mein Herz schlägt wild, doch bleib ich hier,

fass meinen Mut und sage dir,

sag ja, und ich bin dein.

 

 

(Geschrieben in einer Knappennacht und so wie es hier steht, an der Tafel, der betreffenden Dame zu unser aller Überraschung vorgetragen. Seine Minne wurde erhört)

  

 

Das Leben geht seltsame Wege. Gerade meint man noch, es kommt nur immer noch dunkler und kälter, dann kommt manchmal ein Mensch vorbei, der einem alle Wärme und Hoffnung wiederbringen kann. Für so jemanden ist folgendes entstanden.

 

 

Wertvoll:

 

Wie Regenvorhang weggefegt.

Das Herz ein wenig schneller schlägt.

 

Wie in der kühlen klaren Nacht.

Des Sternenhimmels ganze Pracht.

 

Die Stille in der Welt Gebrüll.

Wie tröstlich wärmendes Gefühl.

 

Das kluge Wort im Unverstand.

Ein fester Halt am Klippenrand.

 

Die Mahnung vor dem falschen Weg.

Das Warnen vor dem dünnen Steg.

 

Statt Finsternis ist nun ein Licht.

Nach Blindheit wieder freie Sicht.

 

Wie Sonnenschein nach Winterzeit.

Nach engem Raum die Lande weit.

 

Nach Trübsal wieder Hoffnung steht.

Freude kommt und Zweifel geht.

 

Wie Ufer an des Meeres Rand.

Ein Edelstein im ganzen Sand.

 

( Gewidmet einem besonderen Menschen der gut zuhören kann und allen anderen die jemandem Wertvoll sind. )

 

TvH

 

Immer wieder gibt es besondere Augenblicke in dem Hobby, an die man sich immer wieder erinnert. Manchmal erzählen die alten Mauern in deren Schatten wir so oft gelagert haben, die eine oder andere Geschichte.

 

 

Der Turm:

 

Auf einem Turme steh ich hier

Allein der Wind ist hier bei mir

Und gibt mir still Geleit

Ich habe schwere Rüstung an

Mit Leder und viel Eisen dran

Ein Mantel wallend weit

Ich schaue weit hinaus auf's Land

Und lege auf den Stein die Hand

Im Sinn vergangne Zeit

 

Wie war einst hier so bunte Pracht

Und Licht und Feuer in der Nacht

Voll von geschäftig Leben

Wie lebten sie, was trieb sie an

Was taten sie und starben dann

Worum ging all ihr streben

Ach könnt ich kurz nur schaun zurück

Und wär es nur ein kleines Stück

Was würd ich dafür geben

 

So hör ich nun wohl auf den Wind

In dem all die Geschichten sind

Von der Vergangenheit

Fahrt wohl, ihr alle die gegangen

Ihr habt ein Stück von mir gefangen

Bis in die Ewigkeit

Noch immer hör ich euer Singen

Von fern die Instrumente klingen

In Freud und Leid

 

Wohlan, nun steige ich hinab

Und lege meine Rüstung ab

Sie wird mir langsam schwer

Dann blick ich mir ins Herz hinein

Welch Menschen mögen drinnen sein

All jene mag ich sehr

So setze ich mich an das Feuer

Auf bald, ihr seid mir alle teuer

Und denk, was will ich mehr

 

(Ich wünsche sie jedem, diese ruhigen Augenblicke, wenn man von den alten Burgen aus ins Umland schaut und die vergangenen Zeiten fast fühlen kann. Wohl dem, der nach einem solchen Moment an ein Feuer heimkehren kann, an dem ihn Freunde erwarten.)

 

TvH